Meine stetig anwachsende Sammlung von Film Noirs (US-Filmgenre von ca. 1941 bis 1957) habe ich einmal daraufhin durchgesehen, ob in der Handlung ein Fotograf oder Fotografie allgemein eine tragende Rolle spielen. Sieht man einmal von einem eher klamottigen
Highway Dragnet (1954) ab, ist mir in dieser Reihe bislang nur ein Film aufgefallen, der das Thema Medien auf intelligente Weise behandelt:
Ace in the Hole (1951) von Billy Wilder. Dies scheint auch einer der wenigen Noirs zu sein, der völlig ohne Feuerwaffen auskommt.
Zusammenfassung (mit Spoiler): Ex-Starreporter Tatum (Kirk Douglas) ist bei einem Provinzblatt in New Mexico gestrandet und sucht händeringend nach einem Knüller, der ihn in die Oberliga zurückbringt. Durch Zufall kommt er als einer der ersten an den Ort eines Grubenunglücks, wo ein Mann verschüttet wurde und eingeklemmt auf Rettung wartet. Tatum wittert eine große „Human Interest”-Story; er arbeitet sich auf Sichtweite zu dem Mann vor, schmeichelt sich ein und macht sofort ein Foto vom Verunglückten.
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Kirk Douglas als karrieresüchtiger Reporter in Ace in the Hole (1951). Regie: Billy Wilder
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Das Foto erscheint am nächsten Tag in einer Sensationsmeldung und verbreitet sich von dort in Windeseile in jeden Winkel des Landes. Tatum sichert sich mit Hilfe des korrupten Sheriffs die Exklusivrechte an der Story; er sorgt dafür, dass die Bergungsarbeiten sich unnötig stark in die Länge ziehen, um maximalen medialen Profit zu erzielen. Mittlerweile hat sich am Unglücksort ein regelrechtes Volksfest entwickelt, und die eigentliche Hauptperson, der Verschüttete, gerät zur notwendigen Nebensache. Als Tatum schon eine Stelle in New York sicher zu haben glaubt, kommt es zur Katastrophe; die Medienblase platzt. Tatum hat nun nicht nur endgültig seine Reputation verloren, sondern hat auch ein Menschenleben auf dem Gewissen und zerbricht daran.
Dieser Film ist ein außergewöhnlicher Noir, weil er alle formalen Elemente des Genres aufweist, aber auf die sonst übliche Großstadtumgebung mit Gangstern, Nachtclubs etc. verzichtet. Er thematisiert die Macht der Medien und die persönliche Verantwortung der Akteure im Medienbetrieb „von unten”, ausgehend von einem einzelnen, einfachen Menschen in einer Zwangslage. Ein Film wie
Citizen Kane (1941) dagegen (den man allerdings nicht als Noir bezeichnen kann), beschreibt diese Welt „von oben”, nämlich anhand des Aufstiegs und Falls eines Medienmoguls.